Noverturn
2014
Design: Ursula Jaray
Mitarbeit: Prof. Dr. Joseph Schwartz, Pierluigi D’Acunto, Ole Ohlbrock, Léa Boulic, Maximilian Schrems, Ursula Jaray, Lluis Enrique,
Ting Cao, Juanjo Castellon, Sema Alacam, Özgür Keles, Lukas Blank, Paul Frlicka, Paula Schilliger,
RapLab: Alessandro Tellini, Daniel Bachmann, Etienne Chevalley
Betonlabor: Dr. Heinz Richner
Dr. Schwartz Consulting: Julien Jufer
Ziel des Projekts „Noverturn“ ist die Erforschung des Zusammenspiels von Entwurf, Tragwerk und Fabrikation am Beispiel von Beton.
Hierzu diente die Entwicklung einer Sitzbank als skulpturaler Stahlbetonkörper mit einer über 3m auskragenden Sitzfläche als
Versuchsfeld. Um die extreme Auskragung zu ermöglichen, fand ein adaptiertes Spannsystem Verwendung. Alle hierfür notwendigen
Fabrikationsprozesse wie Schalungs-, Bewehrungs-, Beton- und Vorspannarbeiten wurden ausschliesslich ETH-intern ausgeführt.
In intensiver Teamarbeit wurde der Produktionsprozess durch die Assistenten des Lehrstuhls bewerkstelligt, unterstützt durch die
fachkundige Anleitung von RapLab und Betonlabor. Vorgängig wurden zahlreiche Tests durchgeführt, wie Auszugsversuche mit einzelnen
Spanndrähten der Monolitze und Betoniervorversuche am Körper mit Bewehrung, zur Perfektionierung der Oberflächenbeschaffenheit des
Betons bis hin zur Entwicklung von speziellen Bewehrung-Schalung-Distanzhaltern zur Gewährleistung der Überdeckung der Bewehrung.
Wie beim Forschungsobjekt „Counterpoise“ ist die vorherrschende Typologie beim Sitzbankdesign diejenige eines Objektes, welches als
stabiles, in sich ruhendes Element den Raum belegt. Auch hier spiegelt sich die Objekthaftigkeit dabei häufig in der
Abgeschlossenheit einer symmetrischen Disposition und der Selbstbezüglichkeit der Formensprache wider. Die Extravaganz des
Sitzbankprojektes besteht in der Inversion dieser Typologie. Das Projekt „Noverturn“ osziliert zwischen Auskragung und Abstützung,
als ein zugleich in den umgebenden Raum ausstrahlendes, von seinem sicheren Fuss als Ausdruck von Festigkeit und Standhaftigkeit
auskragendes Sitzelement, welches durch seine Ausgestaltung sowohl Schwere als auch Leichtigkeit verkörpert. Im Gegensatz zum Tisch
Counterpoise wurde die Abstützung der Sitzbank an dessen Auskragungsende positioniert. Auf diese Weise kehrt sie dem eintretenden
Betrachter zunächst ihren Rücken mit der Spannkabelverankerung zu und überlässt somit den Effekt des Schwebens vorerst der
Tischplatte. Die Position der Bänke im Bezug zur Tischplatte zeigt deren Abstützungsseite als optischen Ruhepol im Gegensatz zur
auskragenden Seite der Tischfläche. Erst bei Seitenansicht wird das Gleichgewicht des Stahlbetonkörpers mit seiner grossen Auskragung
sichtbar. Bei näherer Betrachtung erschliesst sich dem Betrachter die auskragende Geste der Sitzfläche, welche im Gleichgewicht mit
dem zum Boden führenden geneigten Bankfuss steht. Die Form wird Ausdruck des inneren Kräfteflusses. Trotz der mehr als drei Meter
langen Auskragung ruht die Bank mittels eingelegtem herkömmlichem Bewehrungsstahl und Monolitzen-Spannbewehrung ohne Verankerung im
Boden auf sich allein und kann daher „ohne weiteres“ frei verschoben werden.
last modified 1.11.2019