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Über die Zusammenarbeit von Architekt und Tragwerksplaner in der konzeptionellen Entwurfsphase
H. Hofmann
2016 - 2021


Die Schweizer Kultur der koprofessionellen Teams führt zu einer subtilen Integration von Tragwerk und Architektur: Mursteg, Forsterstrasse, Mulimatt.

Unsere gebaute Umwelt ist durch eine Vielzahl von oft komplexen und widersprüchlichen An- forderungen gekennzeichnet. Im Laufe der Jahrhunderte haben eine zunehmende Spezialisierung des Wissens und die damit einhergehende Entstehung verschiedener Berufe im Bauwesen dazu beigetragen, die Komplexität der einzelnen Anforderungen zu bewältigen. Heute fördern Teams unterschiedlicher Professionen in der Bauplanung die Zusammenführung des meist unverbunde- nen Fachwissens ihrer Teammitglieder zu einem größeren Ganzen. Solche Teams sind jedoch mit einem hohen Maß an Komplexität konfrontiert, nicht nur in der Aufgabe, die sie zu bewälti- gen haben, sondern auch in der Tatsache, dass sie als Team von heterogenen Experten arbeiten. Da es nur wenige Studien gibt, die Teams verschiedener Berufsgruppen in der Bauplanung jen- seits einer funktionalen, aufgabenorientierten Beschreibung oder einer fallweisen Auflistung von beziehungsorientierten Best-Practice-Vorschlägen untersucht haben, fehlt der Forschung in diesem speziellen Bereich ein tiefgehendes Verständnis der menschlichen Faktoren, die bei der Arbeit dieser Teams eine Rolle spielen. Daher fehlt es Teams in diesem speziellen Bereich an Anleitung, und sie können ihr Potenzial nicht voll entfalten. Diese Forschung trägt dazu bei, diese Probleme zu überwinden, indem sie Wissen über Teams aus der Sozialpsychologie in die Erforschung von Teams in der Bauplanung integriert. Durch die Festlegung spezifischer Schwerpunkte in Bezug auf beobachtete Berufe, Zeit und Geographie und die Anwendung eines qualitativ orientierten Mixed- Methods-Forschungsansatzes, der halbstrukturierte Interviews, kognitive Mapping-Interviews und Beobachtungen von Konstruktionsbesprechungen umfasst, reduziert diese Arbeit methodische Hindernisse bei der Erforschung von Teams verschiedener Berufe im Bauwesen.

Als Ergebnis führt diese Dissertation ein Modell für das Verständnis von Teamprozessen in Teams von Architekten und Tragwerksplanern ein, die an Schweizer Architekturwettbewerben ar- beiten. Das Modell baut auf der Erforschung und Beschreibung solcher Prozesse auf und stützt sich dabei auf eine systemorientierte Sicht auf Teams und die Unterscheidung zwischen beziehungs- und aufgabenorientierten Prozessen. Das Modell zeigt, dass die Schaffung einer Teamidentität den dominantesten beziehungsorientierten Prozess dieser Teams darstellt. Zusätzlich wird gezeigt, dass diese Teams fünf aufgabenorientierte Makroprozesse einsetzen, um an einem Architektur- wettbewerb zu arbeiten. Die Arbeit zeigt auch, dass die Teammitglieder zu dem Zeitpunkt, zu dem sie über die Elemente ihrer Teamidentität sprechen, hauptsächlich mit dem Makroprozess der Entwurfsausarbeitung und dem Mikroprozess der Ideenanalyse beschäftigt sind. Die vorgestellten Anwendungen sowohl außerhalb der akademischen Welt in der Praxis und der Industrie als auch innerhalb der akademischen Welt in Ausbildung und Forschung zeigen das Potenzial des Modells, geeignetes Wissen über Teamprozesse zu liefern, um Praktizierenden, Ausbildenden und Studieren- den in ihren eigenen Bemühungen anzuleiten, wenn sie in Teams arbeiten oder über sie forschen - in der Bauplanung und darüber hinaus.

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Zugehörige Publikationen:
Kontakt des Autors:

Einsatz sozialpsychologischer Forschungsmethoden zur Untersuchung von Teamprozessen in Teams von Architekten und Tragwerksplanern bei Schweizer Architekturwettbewerben (v.l.n.r.: halbstrukturierte Interviews, kognitive Mapping-Interviews, Beobachtung von Entwurfssitzungen)



Schweizer Architektur- und Tragwerksplanungsbüros und ihre Teambildung in Schweizer Architekturwettbewerben; Datenquelle: konkurado.ch; Datenzeitraum: 2014 bis 2019; Zeichnung von Hannes Hofmann, 2020



Ein Modell zum Verständnis von Teamprozessen in Teams von Architekten und Tragwerksplanern, die an Schweizer Architekturwettbewerben arbeiten, mit beziehungsorientierten Prozessen oben und aufgabenorientierten Prozessen unten.

last modified 28.7.2021